Sonntag, 2. August 2015

Der Zusammenbruch des Kapitalismus

Der Titel klingt ja sehr provokativ.
Doch ist es nicht weit hergeholt, sehen wir uns nur einmal die seit Jahren andauernde Wirtschaftskrise an.
Die Menschen arbeiten für immer weniger Geld, immer länger. Die Grundbedürfnisse können nur noch schwer gedeckt werden und Dinge wie "eine Familie aufbauen" sind zu einem Luxus verkommen.

Alleine in Deutschland arbeiten ca. 14 Millionen Menschen entweder gar nicht oder im Niedriglohnsektor für 800 Euro im Monat. Ist euch eigentlich bewusst was es bedeutet für 800 Euro im Monat arbeiten zu gehen? Nehmen wir Hartz4 das sind knapp 400 Euro, da bekommt man nochmal den Mietzuschuss dazu sind auch ca. 800 Euro.
Wir reden also von Menschen bei denen wir nicht in der Lage sind Jobs anzubieten bei denen sie mehr bekommen würden als sie durch nicht arbeiten erhalten. Und das beste an diesen Jobs, die sind Sozialversicherungspflichtig, man muss also nochmal 20% dieser 800 Euro abgeben an die Sozialversicherungen.
An Altersvorsorge oder Familie ist bei diesem Einkommen einfach nicht zu denken, das ist wohl jedem klar. Selbst essenzielle Dinge wie eine Wohnung, Strom und Nahrung wird da zu einem Kampf.

An Konsum der ja nötig ist um unsere Wirtschaft und den Wirtschaftsstandort an sich am laufen zu halten ist bei sowas natürlich nicht zu denken. Aber kommen wir zuerst einmal zu den Hauptpfeilern des Kapitalismus, Wachstum und Produktivität.

Wann ist Wachstum sinnvoll?
Klar wenn die Nachfrage des Marktes nach Produkten nicht gedeckt werden kann.
Ist das bei uns der Fall?
Nein, seht euch die Lager der Fabriken an, die sinn randvoll und vieles wird weggeschmissen weil wir weitaus mehr produzieren als benötigt wird. Seit ihr noch nie in einem Kaufhaus gestanden und habt euch gefragt "Wer kauft das alles?"

Wir sehen also das wir Wachstum nicht benötigen bzw. das es einfach keinen Sinn mehr hat weiteres Wachstum anzustreben. Wie sieht es da mit Produktivität aus?
Diese ist in verschiedenen Fällen sinnvoll,
wenn nicht genug Rohstoffe vorhanden sind und wir aus dem vorhandenen mehr heraus holen müssen, also produktiver damit umgehen müssen.
wenn der Bedarf des Marktes gedeckt ist und nun der Preis des Produktes sinken soll.

Sehen wir auch nur einen dieser Punkte in der momentanen wirtschaftlichen Situation?
Nein, natürlich nicht, der Preis muss ein gewisses Niveau halten damit es sich überhaupt lohnt viele Produkte herzustellen und Rohstoffe sind auch noch auf Jahrhunderte mehr als genug da.

Als bestes Beispiel für die Sinnlosigkeit des Wachstum dient mir jetzt einmal schnell VW. Der Konzern gibt jedes Jahr aufs neue bekannt wie viel sie Produktiver werden müssen alleine um den Standort Deutschland nicht schließen zu müssen. VW sagt wir müssen jedes Jahr um mindestens 7% produktiver werden ansonsten wird der Standort Deutschland in den Osten verlagert.
Rechnen sie mal nach, wie oft können sie 7% produktiver werden bevor sie an die Grenzen stoßen?
Und wir reden hier nicht von 7% mehr Produkten, nein, wir reden von 7% mehr Umsatz im Jahr. Da dies nicht möglich ist bleibt ihnen gar keine andere Wahl als jedes Jahr neu Mitarbeiter zu entlassen und so viele wie möglich durch billige Leiharbeiter zu ersetzen.

Billigere Arbeitskraft bedeutet aber auch das diese Arbeitskraft als Kunde entfällt, denn wenn ich schlechten Lohn zahle kann sich mein Arbeiter mein Produkt nunmal nicht leisten. Um da gleich bei VW zu bleiben, nehmen wir nur einmal als Beispiel den VW Golf. Ein Standartfahrzeug, ohne Luxus und liegt vom Preis her bei 15.000 Euro. 40% der Deutschen verdienen 1400 Euro oder weniger, wie viel bleibt ihnen da jeden Monat zum sparen übrig? Und wie lange müssen sie sparen um sich dieses Auto leisten zu können?
Und kommt mir jetzt bitte nicht mit Krediten, den diese müsst ihr dann monatlich zurückzahlen über viele Jahre. Das dies die Menge an Geld verringert die ihr sparen könnt ist einleuchtend oder?

Wir reden hier auch nicht über ein Luxusfahrzeug, selbst ein Toyota, Honda oder Kia kostet in diesem Bereich. Die nächste Luxusstufe liegt dann schon bei 22.000 Euro und dann gibt es nach oben hin keine Grenze, wir reden also von einem normalen Neuwagen der für die normale arbeitende Bevölkerung gedacht ist.

Das Ergebnis dieser Entwicklung ist eindeutig. Es müssen teure Produkte durch immer weniger Menschen hergestellt werden um zumindest den Anschein zu erwecken man würde den Umsatz steigern.

Das wahre Problem ist aber wie der Kapitalismus aufgebaut ist, bzw. wie er funktioniert. Die Antwort steckt ja da bereits im Namen, es geht um Kapital, also Geld. Das wichtigste im Kapitalismus ist Geld. Wer es nicht glaubt soll sich einfach mal die Steuern ansehen. Geld das man durch arbeit verdient muss mit 44% versteuert werden, Geld das durch Geld verdient wird nur mit 25%. Zins und Zinseszins, davon haben alle schon gehört aber nur die wenigsten begreifen es.
Um es einfach zu erklären, wenn jemand von euch ein Sparbuch mit sagen wir 3% Zinsen abschließt, erwartet ihr ja das die Bank euch die Zinsen am Ende des Jahres auf das Bankkonto auszahlt. Habt ihr euch schon einmal gefragt wo das Geld herkommt das die Bank euch da an Zinsen gibt?
Ganz genau, das sind die Gelder die über Firmen und Privatkredite, Staatsanleihen, usw. in die Banken fließen. Damit man 3% Zinsen kriegen kann muss jedes Jahr 7% mehr Geld erwirtschaftet werden. Den du willst deine Zinsen haben, die Bank hat kosten und will auch daran verdienen. Und bei einem 3% Zinsen System machen wir als Sparer sogar noch Verluste weil  die 3% unter der Inflation liegen.

Und das beste daran ist ja, dadurch das durch die Zinsen der Betrag wächst der jedes Jahr in die Banken fließen muss, wächst auch jedes Jahr der Anteil an Geld der in der Realwirtschaft produziert werden muss um die steigenden Beträge abzudecken.

Dazu kommt noch ein Steuersystem das Reiche begünstigt und schon sehen wir den wahren Grund für die Wirtschaftskrise. Es ist unterm Strich der arbeitenden Bevölkerung nicht mehr möglich die immer höher werdenden Zinsbeträge zu erwirtschaften.

Daran können auch neue Arbeitsplätze, Wachstum und sonst etwas, nichts ändern.
Klar halten billige Arbeitskräfte und moderne Maschinen dieses System etwas länger am laufen aber im Grunde sind wir an einem Punkt angelangt, wo der Kapitalismus zusammenbrechen muss, der berühmte Point of no return, wenn man so will.

Es ist also nur noch eine Frage der Zeit bis alles Zusammenbricht und die Reichen werden sich da noch lange entgegenstellen. Wenn sie es intelligent machen könnten sie das System ja auch mit minimalen Schaden für sich selbst resetten. Aber das wird die Zukunft zeigen, momentan ist nur eines klar, wir Steuern auf den Zusammenbruch des Kapitalismus zu.